Prof. Andrea Pilloni: Pionier der parodontalen Regeneration mit quervernetzter Hyaluronsäure
Prof. Andrea Pilloni ist Leiter der Abteilung für Parodontologie an der Universität Sapienza in Rom. Er ist aktives Mitglied der italienischen Gesellschaft für Parodontologie und Mitglied des wissenschaftlichen Ausschusses. Ausserdem ist er aktives Mitglied der Wound Healing Society und der Italian Academy of Esthetic Dentistry. Seit 1989 ist er in der Grundlagen- und klinischen Forschung über die Verwendung von Hyaluronan (auch bekannt als Hyaluronsäure) tätig. Ausserdem ist er Autor von Artikeln in Fachzeitschriften (peer-reviewed) und von einem Buch über GTR. Seine private Praxis in Rom, Italien ist auf Parodontologie fokussiert. Er ist von der Italienischen Gesellschaft für Parodontologie als Spezialist für Parodontologie anerkannt.
Prof. Pilloni gilt als Autorität auf dem Gebiet der parodontalen Regeneration unter Verwendung von Hyaluronsäure, da einige seiner Forschungsarbeiten bereits in den frühen 90er Jahren begannen. Er ist an mehreren internationalen Initiativen beteiligt, die darauf abzielen, die Hyaluronsäure als eine vorhersagbare Option zur Verbesserung der parodontalen Regeneration zu etablieren.
Prof. Andrea Pilloni: Interview zu quervernetzter Hyaluronsäure für zahnmedizinische Indikationen
Frage 1: Was sind die klinischen Vorteile der Verwendung von quervernetzter Hyaluronsäure (hyadent BG) in der Parodontalbehandlung?
Prof. Andrea Pilloni : “Während dem letztjährigen EuroPerio Symposium in Kopenhagen haben wir mit Hilfe wichtiger Experten erklärt, warum vernetztes HA den höchsten klinischen Erwartungen entspricht. Erstens: Es beschleunigt die Schließung der Wunden, weil die Zellen miteinander kommunizieren und den Bereich sofort verschließen. HA ermöglicht die Zellsignalisierung, die das Rückgrat aller Regenerationsprozesse ist.
Ausserdem hat HA viel mit dem Blutgerinnsel und insbesondere mit dessen Stabilisierung zu tun. Als Ärzte, die nicht-chirurgische und chirurgische Parodontalbehandlungen sowie chirurgische Eingriffe an Implantaten durchführen, wissen wir, wie wichtig es ist, das Blut stabil zu halten. Die Stabilisierung des Blutgerinnsels mit Hilfe von HA ist seit Jahrzehnten erforscht. Jetzt sind wir in der Lage, unseren Kollegen zu erklären, wie es funktioniert und wo die Vorteile und Grenzen von HA in der regenerativen Parodontaltherapie im Vergleich zu herkömmlichen Behandlungen liegen."
Frage 2: Sie haben verschiedene Formen von Hyaluronsäure untersucht und verwendet. Was sind aus Ihrer Sicht die Unterschiede zwischen vernetzter und nativer/linearer Hyaluronsäure im Bereich der parodontal-chirurgischen und nicht-chirurgischen Therapien?
Prof. Andrea Pilloni : “1989 begann ich im Rahmen meiner Masterarbeit an der University of California (UCLA), die Rolle von verschieden schweren HA-Molekülen auf die Osteogenese zu untersuchen und fand eine siebenfache Steigerung der Knochenbildung. Die mögliche klinische Anwendung geht auf unsere Studie von 1999 zurück, in der eine bakteriostatische Wirkung von HA nachgewiesen wurde. Im Laufe der Jahre, bis 2003, konnten wir sehr deutlich zeigen, dass HA nicht nur beim Wachstum der Zellen in der Zahnwurzelhaut (PDL-Zellen) eine Rolle spielt, sondern auch bei der Einleitung ihrer Verkalkung zu einem zementartigen Gewebe.
Erst 2012 lernte ich Dr. Klaus Loesche von Bioscience kennen. Er beschloss, mich mit den ersten klinischen Fällen von Hyadent zu betrauen, der damals weltweit einzigen Form von HA für die zahnmedizinische Anwendung. Der Grund für den unmittelbaren Nachweis des klinischen Erfolgs von Hyadent liegt in seiner Vernetzung. Damit wirkt das Molekül auf eine sofortige Stabilisierung des Gerinnsels hin, was der erste biologische Schritt zur Geweberegeneration ist. Mit der Zeit bietet HA partielle Abbauprodukte, die wichtige und entscheidende Regenerationsmechanismen wie angiogene Endprodukte auslösen können, die wiederum für eine schnelle Heilung von Weichteilwunden verantwortlich sind."
Frage 3: Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Beweggründe für einen innovativen therapeutischen Ansatz, der ein regeneratives Protokoll im Vergleich zu einer traditionellen Therapie ohne Biologika wie HA bevorzugt?
Prof. Andrea Pilloni : "Die Geweberegeneration setzt mehrere zelluläre Mechanismen voraus, die es den Zellen ermöglichen sollen, miteinander zu sprechen (Zellkommunikation), zu wandern und sich gleichzeitig zu differenzieren, um ein bestimmtes Gebiet neu zu besiedeln. Die Hauptkomponente einer solchen besonderen Umgebung ist das Vorhandensein eines einzigartigen Stadiums des Blutes, nämlich des Gerinnsels. In jahrzehntelanger Forschung und in renommierten Fachzeitschriften wurde bewiesen, dass HA Teil des zellulären "Gesprächs" (Cross-Talk), der Wanderung und Differenzierung innerhalb eines stabilen Gerinnsels ist. Seine Anwendung im klinischen Bereich würde diese Rolle lediglich wiederholen und verstärken.
Frage 4: Für welche Arten von Indikationen und Behandlungen verwenden Sie quervernetzte Hyaluronsäure?
Prof. Andrea Pilloni : "Wie bereits erklärt wird HA in allen Fällen, in denen eine schnelle Zellbewegung und Gerinnungsstabilität erforderlich sind, insbesondere bei der Wundheilung von Weichgewebe und bei der Knochenregeneration eingesetzt. Mit der zunehmenden Evidenz von den besten Experten der Welt in der klinischen Anwendung wird HA mehr und mehr die "biologischste" klinische Wahl sein."
EuroPerio-Forum: Erkenntnisse über die verschiedenen klinischen Anwendungen von vernetzter Hyaluronsäure (HA vs. Emdogain (EMD))
Die Behandlung von Weichgeweben in der Parodontal- und Implantat-Therapie erfordert eine gründliche Kenntnis des Potenzials von Geweben sowohl im reparativen als auch im regenerativen Sinne.
Die Parodontalchirurgie umfasst chirurgische Eingriffe, mit denen anatomische Verformungen der Gingiva oder der Alveolarschleimhaut korrigiert werden. Als Gingivarezession wird beispielsweise die Verschiebung des Gingivarandes von seiner normalen Position auf der Zahnkrone in apikaler Richtung bezeichnet. Die Verwendung von Biologika führte zu einer besseren Qualität der Weichgewebeheilung, vor allem in den ersten Phasen der Wundheilung, und zu einer Verringerung der postoperativen Beschwerden der Patienten. HA scheint durch seine Wechselwirkung mit dem Gerinnsel und dem Verhalten der Zellen im Wundbereich molekulare Eigenschaften aufzuweisen, die für die chirurgische Behandlung von mukogingivalen Läsionen nützlich sind.
Auch der intraossäre Defekt erfordert immer mehr Aufmerksamkeit, insbesondere bei schwerem Attachmentverlust in den ästhetischen Bereichen. Als Grundlage dienen vorhersehbare chirurgische Techniken, die in vielen Fällen durch den Einsatz von Gewebe-Biomodulatoren in ihrem Regenerationsprozess unterstützt werden und das grosse Heilungspotenzial der Gewebe selbst nutzen. Der Vortrag soll Klinikern helfen, die Indikationen und die Wahl der Behandlungsmodalitäten bei intraossären Defekten mit Hilfe von HA zu verstehen, denn sie ist ein grundlegendes Element in der Biologie der oralen Gewebe (Vortrag auf Englisch).
Anwendung von vernetztem Hyaluronsäure-Gel, hyadent BG, bei einer Rezession; ein zahnärztlicher Fall von Prof. Andrea Pilloni.
hyaDENT BG ist ein vernetztes Hyaluronsäure-Gel, das zur Regeneration von Weich- und Hartgewebe (Knochen) bei zahnärztlichen Eingriffen verwendet wird. Es ist hydrophil, zieht also Blut an, stabilisiert das Koagulum und fördert die Migration, Proliferation und Differenzierung von Weichgewebe. Das Gel trägt auch dazu bei, Schwellungen um etwa 50 % zu reduzieren. Sehen Sie sich in diesem Fall eine Gingivarezession an, die mit einem koronalen Lappen (CAF) von Prof. Andrea Pilloni aus Rom, Italien, behandelt wurde (auf Englisch).
Video über den aktuellen Stand der in der zahnärztlichen Chirurgie verwendeten Biologika (EMD, HA, PRF) von Prof. Andrea Pilloni.
Die Regeneration von oralem Hart- und Weichgewebe erfordert ein sorgfältiges Zusammenspiel von Gerüsten, Zellen und Signalstoffen. Der Begriff "Biologika" wird häufig verwendet, um sich allgemein auf biologische Signalstoffe wie Schmelzmatrix (EMD), Hyaluronsäure (HA) und plättchenreiches Fibrin (PRF) zu beziehen.
Diese Biologika weisen eine breite Palette von Eigenschaften auf, die für die Wundheilung und Regeneration nach parodontal- und/oder oralchirurgischen Eingriffen von Bedeutung sind. Wissenschaftliche und klinische Daten haben in jüngster Zeit erhebliche Belege für die Verwendung von EMD, HA und PRF in Verbindung mit parodontaler und oraler regenerativer Chirurgie geliefert.
Ziel dieses round-table Gesprächs ist es, einen kritischen Überblick über die präklinische und klinische Evidenz für EMD, HA und PRF in verschiedenen Szenarien zu geben. Dies schliesst die Behandlung von Gingivarezessionen, intraossären und Furkationsdefekten ein. Drei weltweit anerkannte Experten fassen die verfügbaren präklinischen und klinischen Nachweise zusammen und ziehen Schlussfolgerungen zur klinischen Relevanz dieser Konzepte für die Regeneration von oralem Hart- und Weichgewebe (Gespräch auf Englisch).
Einblicke in die Behandlung von Rezessionen und infraknöchernen Defekten mittels HA mit Prof. Andrea Pilloni
Prof. Andrea Pilloni leitet das Webinar zum Thema "Wissenschaftliche und klinische Erkenntnisse bei der Behandlung von Rezessionen und infraknöchernen Defekten mit Hyaluronsäure" (auf Englisch).